Erfahrung und Emotion – Ökologische und sozialverträgliche Geldanlagen

Andreas Obergfäll

 

 

 

 

 

 

Brühl-Beurbarungs-Bote: Herr Obergfäll, lassen Sie uns mit einem aktuellen Fall beginnen. Was sagen Sie zur Insolvenz des Windkraftbetreibers Prokon? Dort wurde mit sogenannten Genussrechten viel Geld eingesammelt…

Andreas Obergfäll: Diese Genussrechte haben den Charakter einer Unternehmensanleihe – mit Verzicht auf Stimmrecht. Die angebotenen Zinsen von 7% bis 8% sind zum Großteil als Risikoprämie zu betrachten, eine langfristige und sichere Anleihe des Bundes wird gerade mal mit 2% verzinst. Meines Erachtens war dieses Risiko wohl auch den meisten Anlegern bewusst. Da sich die Anleger direkt an Prokon gewandt haben, fand keine Beratung und damit auch keine Risikoaufklärung statt.

BBBote: Und was hat dann die Insolvenz herbeigeführt?

A.Obergfäll: Prokon ist daran gescheitert, dass Investitionsgüter mit 20 Jahren Lebensdauer finanziert worden sind, mit Genussrechten, die mit wenigen  Wochen Frist kündbar sind. Solange mehr Geld reinkommt als rausgeht, läuft das wunderbar. Durch die kritischen Berichte von Finanztest und anderen wurden mehr Genussscheine gekündigt als neue erworben wurden und so fiel das Kartenhaus dann zusammen.

BBBote: Herr Obergfäll, wie sind Sie zu Ihrem Beruf als Anlageberater gekommen?

A.Obergfäll: Geboren im August 1961 in Bad Cannstatt, bedeutete nach dem Ende der Schulzeit die Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Landesgirokasse, der heutigen LBBW, meinen „Einstieg“ in die Finanzbranche.

BBBote: Warum sind Sie nicht bei der LBBW geblieben?

A.Obergfäll: Einer der Hauptgründe war das Engagement der Bank in Bergbauprojekten, bei denen die „Geschäftspraktiken“ von Drohungen gegen Gewerkschaften, Repressionen gegenüber den Arbeitern bis hin zu Morden reichen. Das konnte und wollte ich nicht unterstützen.

BBBote: Wo hat es Sie danach hinverschlagen und wie kam es dazu?

A.Obergfäll: Ich war schon einige Zeit lang in der 3. Welt-Initiative aktiv.  Parallel dazu  lernte ich Anfang der 1980er Jahre die Freunde und Förderer der Ökobank kennen. Der damalige politische Hintergrund war stark geprägt von der Anti-AKW-Bewegung und der Auseinandersetzung um die NATO-Nachrüstung.

BBBote: Was wollte man mit der Ökobank anders machen?

A.Obergfäll: Das Ziel war eine Bank ohne Beteiligung an Projekten, die sich in der  Atom- oder Rüstungsindustrie engagieren. Daneben sollte die Ökobank das klassische Bankgeschäft anbieten. Zentral war auch, dass durch den Zinsverzicht der Kunden Projekte im Bereich Frauen, Soziales und Umwelt gefördert wurden.

BBBote: In welchem Jahr war das?

A.Obergfäll: Die Satzung wurde bereits durch die Freunde und Förderer vorbereitet. Konkret kam es 1984 zur Gründung der Ökobank. Ich wechselte damals nach Stuttgart.  Meine Tätigkeiten damals reichten vom Schalterdienst bis hin zur Projektentwicklung.

BBBote: Die Ökobank war damals auch in Freiburg schon aktiv…

A.Obergfäll: Genau, der Heliotrop – also das sich drehende Solarenergiehaus des bekannten Architekten Rolf Disch – war eines der Projekte aus der Frühzeit der Ökobank.

BBBote: Bis wann blieben Sie in Stuttgart und wohin ging es dann weiter?

A.Obergfäll: 1989/90 bin ich in die neu gegründete Filile nach Frankfurt gewechselt. Dort war ich im Privatkundengeschäft, aber auch mit kleineren Gewerbebetrieben beschäftigt. Das war sehr spannend, da ich alle Bereiche des Bankgeschäfts kennenlernen konnte. In jedem gab es ganz unterschiedliche Herausforderungen. Wir konnten sehr viel selbst organisieren. Für mich waren diese Jahre die beste Zeit, die ich in der Branche erlebt habe.

BBBote: Die Ökobank geriet dann aber zunehmend in Probleme. Woran lag das eigentlich?

A.Obergfäll: Anfangs war die Bank vor allem im Raum Frankfurt aktiv. Die Bankgeschäfte orientierten sich damals am dreifachen des Eigenkapitals – zur gleichen Zeit war im Bankensektor das 20fache üblich! Die Bank agierte also noch auf Sicherheit bedacht. Dann allerdings überstreckte sich die Ökobank bei der Kreditfinanzierung. Letztlich waren es 2-3 Projekte, die die Ökobank in Schwierigkeiten brachten. Wir sehen aber, dass seit jetzt bald 30 Jahren die Devise im Bankensektor gilt „die Größe machts“ oder neudeutsch „too big to fail“.

BBBote: Was waren Ihre nächsten beruflichen Stationen?

A.Obergfäll: 2005 wechselte ich für zwei Jahre zur GLS-Bank nach Stuttgart, dem zwei weitere Jahre bei der GLS in Freiburg folgten. Ab 2005 war ich dann bei oekogeno als Versicherungsmakler tätig. Das war der genossenschaftliche Teil der Ökobank.

BBBote: Danach begann für Sie die Welt der Selbständigkeit. Wie ist es so, als Selbständiger?

A.Obergfäll: Ich würde sagen, man wird nicht zur Selbständigkeit geboren. Es ist mehr eine Art innere Festigkeit, die erforderlich ist. Darüber hinaus muss man selbstverständlich eine ganze Reihe von Anforderungen erfüllen.  Dazu gehören zum Beispiel die Eintragung in das Vermittlerregister der Industrie- und Handelskammer, eine nicht gerade preiswerte Berufshaftpflicht oder das Führen umfangreicher Beratungsprotokolle.

BBBote: Und wie kamen Sie in die Brühl-Beurbarung?

A.Obergfäll: Das war eher Zufall, denn es ist in Freiburg sehr schwer, kleinere Büros zu finden, die dazu auch noch bezahlbar sind. Ich habe es Herrn Müller zu verdanken, dass ich in seinen Geschäftsräumen der „Taucher Quelle“ einen passenden Büroraum anmieten konnte..

BBBote: Was ist das Besondere, das Sie Ihren Kunden bieten?

A.Obergfäll: Es ist mir sehr wichtig, dass sich meine Kundinnen und Kunden mit mir auf Augenhöhe beraten,

d.h. ich möchte mit ihnen zusammen passende Lösungen entwickeln. Dazu kann ich auf eine langjährige Berufserfahrung bei der Ökobank und bei der GLS-Bank zurückblicken. Für die Kunden biete ich z.B. Unterstützung bei der Auswahl des richtigen Fonds an. Damit ich das kann, sichte ich ständig den Markt und die unterschiedlichen Angebote. Von vornherein schließe ich dabei Anlagen in die sogenannte Grüne Gentechnik, also die Veränderung des pflanzlichen Erbgutes, aus.

BBBote: Und wie steht es um die Rote Gentechnik, die zum Beispiel bei der Insulinherstellung greift?

A.Obergfäll: Im gesamten Feld der Biotechnologie ist es ratsam, sich sehr genau zu überlegen, wohin man investieren möchte. Mir geht es um die ökologischen, sozialverträglichen Anlagen. Manchmal stellt sich aber die Frage, ob man bereit ist, Kompromisse einzugehen. Grob gesagt gilt, dass mit höheren Gewinnen aber auch die Risiken steigen. Auch je kürzer die Laufzeit einer Anlage ist, desto risikoreicher können diese werden.

BBBote: Was bieten Sie also demnach an?

A.Obergfäll: Ich konzentriere mich auf eine überschaubare Anzahl von  durchgängigen Investmentfonds. Wichtig ist mir dabei die Sicherheit und Solidität, die sich insbesondere in realistischen Renditen zeigt. Zur Zeit liegen diese bei 4,5% – 5%.  Ebenfalls biete ich Versicherungen an, z.B. Riesterrenten sowie Baufinanzierungen für Private, Betriebshaftpflicht- und Zusatzversicherungen, wie etwa für Behandlungen durch Heilpraktiker usw.

BBBote: Noch eine abschließende Frage: Welchen Eindruck haben Sie vom Stadtteil Brühl-Beurbarung, was vermissen oder schätzen Sie hier?

A.Obergfäll: Mir fehlt es  an Einkaufsmöglichkeiten im Stadtteil, wenn man einmal von den Discountern wie Kaufland oder Aldi absieht, um die ich einen großen Bogen mache. Nervig ist natürlich auch der enorme Verkehr auf den Straßen, vor allem auf der Zähringer und Waldkircher Straße. Vorteilhaft sind die zentrumsnahe Lage, sowie mit zwei Straßenbahnenlinien die sehr gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.

BBBote: Herr Obergfäll, wir danken Ihnen für das informative Gespräch.

 

Kontakt:

Komturplatz 2 79108 Freiburg

Telefon 0761- 600 685 90

andreas.obergfaell@t-online.de

http://www.obergfäll.de

 

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