Tanja (16) lebt jetzt seit fünfzehneinhalb Jahren im Kinderheim Nuevo Amanecer. Ihre Mutter landete wegen Drogenproblemen auf der Straße und konnte sie daher nicht versorgen.
Die Kolumbianerin Mariela Bernal hat vor 26 Jahren in der Hauptstadt Bogotá ein Heim für Mädchen wie Tanja gegründet. Dieses und viele andere Kinderheime wurden nötig, weil die Menschen in Kolumbien unter einem jahrzehntelangen bewaffneten Konflikt leiden. Der Konflikt ist geprägt von einem blutigen Drogenkrieg, Landflucht, Vertreibung und zahlreichen Entführungen.
Die Menschen flüchten in die Städte und versuchen dort in den Elendsvierteln zu überleben. Armut und Arbeitslosigkeit sind groß und führen zu Prostitution und Kriminalität.
Mariela Bernal nimmt Mädchen auf, deren Eltern drogenabhängig, krank, obdachlos oder kriminell sind und damit nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu versorgen. In der Regel fehlt es in den Familien an Nahrung, Obdach, Kleidung und Schulbildung. Einige der Kinder erleben nur wenig menschliche Wärme und familiäre Geborgenheit. Manche sind sogar Missbrauch und Misshandlung innerhalb der Familie ausgesetzt.
Im christlich geführten Kinderheim Nuevo Amanecer haben sechzehn Mädchen im Alter von 4 bis 16 Jahren ein vorübergehendes zu Hause gefunden.
Statt Gewalt erfahren sie hier Wärme, Geborgenheit und eine liebevolle Erziehung. Sie werden mit regelmäßigen Mahlzeiten und Kleidung versorgt, erhalten Schulbildung, Gesundheitsfürsorge und psychosoziale Betreuung.
Grundlage der Erziehung ist der lebendige Glaube an Jesus Christus, der von der Heimleiterin Mariela Bernal und den Mitarbeiterinnen vorgelebt wird. Gemeinsam setzen sich diese dafür ein, dass die Mädchen ihr Leben später eigenständig meistern können und nicht im Elend ihrer Eltern enden.
Die Kinder bleiben in der Regel so lange im Kinderheim, bis sich die wirtschaftliche und soziale Lage der Familien wieder stabilisiert hat. Die Aufmerksamkeit richtet sich auch auf die Familien der Mädchen, um zu sehen wo die Bedürfnisse liegen und Hilfestellung notwendig ist. Zum Beispiel durch Beratung, Besuch der Familien und kleine Spenden.
Tanjas Mutter ist nach langen Jahren gesund geworden. Sie arbeitet als Verkäuferin in einer Bäckerei und hat wieder im Leben Fuß gefasst. Tanja selbst wird bald die Schule beenden.
Der Freundeskreis
1998 lernte Maria Angeles Guido die Arbeit Mariela Bernals kennen. Damals stand das Kinderheim kurz vor der Schließung, weil sich nicht genügend Spenden fanden. Daraufhin gründete M. A. Guido einen Freundeskreis in Deutschland, der die Schließung verhinderte und seither mit einem kleinen finanziellen Sockel Unterstützung leistet. Die Menschen im Freundeskreis übernehmen Patenschaften oder spenden regelmäßig. Die finanzielle Lage des Kinderheimes bleibt dennoch eine stetige Herausforderung. Zur Zeit betreuen ihre Tochter Astrid Pecht und Maria Engelmann von Freiburg und vom Bodensee aus dieses Projekt. Der Freundeskreis ist kein eingetragener Verein, sondern arbeitet seither mit gleichbleibender Aufgabenverteilung zusammen, unterstützt von langjährigen und kurzfristigen Helfern. Alle ein bis zwei Jahre wird das Kinderheim besucht, um neu hinzu gekommene Mädchen und neue Mitarbeiter kennenzulernen.
Der Freundeskreis freut sich über jeden Euro und über praktische Unterstützung, z.B.: Hilfe bei Übersetzungen oder Aktionen wie Plätzchenverkauf etc. Anfang Dezember spielte ein Kinderorchester im Rieselfeld für die Mädchen in Kolumbien.
Jürgen Zinnel ■
„…Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran…“
Matthäus 19,14
Wahlspruch des Kinderheims
Wenn Sie die Arbeit des Kinderheims interessiert finden Sie hier umfassendere Informationen, Bilder und persönliche Eindrücke: